Über den Sport

(links in der Navigationsleiste findet ihr die Geschichte des Friesensportes auf Plattdeutsch)

 Was ist eigentlich der Friesensport? – Eine kurze Einführung

 

Der norddeutsche Friesensport teilt sich in drei Disziplinen auf, das Klootschießen, Straßenboßeln und der friesische Schleuderballwurf. Im folgenden werden die beiden bekanntesten und beliebtesten Disziplinen Klootschießen und Straßenboßeln vorgestellt.


Beim Klootschießen handelt es sich um die älteste der drei Disziplinen. „Das Klootschießen ist im Vergleich zum Boßeln viele Jahrhunderte älter.“(Kujas Helge, S. 10)
 [1] Ziel eines jeden Werfers ist es, mit einer kleinen Klootkugel, bestehend aus Holz und gefüllt mit Blei, möglichst große Flüchtweiten zu erzielen. Als Hilfe dient hierbei ein Abwurfbrett. Durch einen langen Anlauf und eine leichtathletische Wurftechnik, wirft man die Kugel durch die Luft. An der Stelle, wo die Kugel auf dem Boden auftrifft, wird die Weite gemessen. Das Klootschießen wird auf einem Feld ausgetragen. Das Wettkampffeld ist begrenzt. Kommt die Klootkugel außerhalb des Wettkampffeldes auf, ist der Wurf ungültig. Die Disziplin kann als Einzel-oder Mannschaftswettbewerb ausgetragen werden.

 

Beispiel des Klootschießens

Das Straßenboßeln ist eine aufgrund der Technik weitaus leichtere Disziplin.[2] Daher hat sich das Straßenboßeln mit der Zeit zum Friesensport Nr. 1 entwickelt. Die ersten Vereine, die Wettkämpfe ausgetragen haben, wurden Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet. So zum Beispiel der ostfriesische Verein B.V. „Frisia 08“ Simonswolde (von 1908), der dem Landkreis Aurich angehört. Im Gegensatz zum Kloostschießen wird beim Boßeln in den Damen und Männerklassen mit weit aus größeren Kugeln geworfen. Es wurde früher ausschließlich mit einer Holzkugel geworfen. Seit den 90er Jahren wirft man mit einer Kunststoff- und Gummikugel. Der Wettkampf wird auf normalen Verkehrsstraßen durchgeführt.

 

Rot holt gegen Schwarz einen "Schoet"

Nach einem Anlauf von ca. 10 bis 15 m versucht man die Kugel möglichst genau auf der Straße zu platzieren, damit sie weit rollt. Auch hier ist eine gewisse Technik beim Abwurf erforderlich. Einen Punkt, auch Schoet genannt, erzielt man dann, wenn die gegnerische Kugel zweimal hinter der Eigenen liegen bleibt. Gewisse Züge dieser Regelung kommen aus der Sportart Volleyball, bei der man auch erst nach Gewinn der Angabe einen Punkt erzielen kann. So ist es auch beim Boßeln. Bleibt der Gegner mit seinem Wurf das erste Mal hinter der eigenen Kugel, erhält man eine Führung. Passiert das ein zweites Mal, gibt es einen Schoet.

 

 Die Wettkampstrecke beträgt ca. 8 km. Man wirft 4 km hin und nach einer Wendemarkierung 4 km zurück. Die Disziplin kann, genau wie beim Klootschießen, in Einzel- und Mannschaftswettbewerben ausgetragen werden, wobei das Letztere einen höheren Stellenwert hat. Die Mannschaften können aus 4, 8 oder 16 Werfern bestehen. Bei den 8er und 16er Mannschaften werden die Werfer in 2 bzw. 4 Gruppen aufgeteilt. In den Ländern Ostfriesland (LKV) und Oldenburg (KLV) gibt es mehrere Kreisverbände, denen eine hohe Anzahl von Vereinen zugehörig sind. So gibt es eine Vielzahl von Ligen und Klassen, in denen in offiziellen Saisons um Meisterschaften und Abstiege geworfen wird. Die Landesliga ist in Ostfriesland und Oldenburg die höchste Spielklasse. Die jeweiligen drei besten Mannschaften werfen am Ende der Saison um die FKV-Meisterschaft, der sogenannten „Deutschen Meisterschaft“. Weitere Klassen sind die Bezirksliga, Bezirksklasse, Kreisliga und Kreisklasse.

 

von links nach rechts: Gummikugel, Kunststoffkugel, Holzkugel und Flüchtekloot

(Auszug aus einer Uni-Arbeit von G.-M. Köllmann)



[1] Zitat: Kujas, Helge: Klootschießen-Boßeln-Schleuderball, Die traditionellen Friesenspiele im 19. Jahrhundert und heute. Isensee Verlag, Oldenburg, 1994, S.10.

[2] Vgl. Kujas, Helge: 1994, S. 14.